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World IBD Day, 19. Mai 2021

24. August 2021

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Die Granulozyten-Monozyten-Apherese weist einen anderen Funktionsmechanismus auf und zeichnet sich durch ausgezeichnete Wirksamkeit und Sicherheit bei der Behandlung von Colitis ulcerosa aus.

  • Vor dem Hintergrund des Bedarfs an sichereren Therapiealternativen zur Behandlung von Colitis ulcerosa hat sich die Granulozyten-Monozyten-Apherese in verschiedenen klinischen Settings als wirksam erwiesen und zeigt ein ausgezeichnetes Sicherheitsprofil.
  • Dr. Eugeni Domènech, Leiter der Gastroenterologischen Abteilung am Germans Trias i Pujol Universitätskrankenhaus in Badalona, ist einer der Autoren des Artikels mit aktuellen Daten zum Wirkungsmechanismus der GMA, aktuellen klinischen Daten zu Wirksamkeit und Sicherheit sowie praktischen Aspekten der Anwendung von GMA bei Patienten mit Colitis ulcerosa in Europa.

Madrid, Mai 2021. Die Hälfte der Patienten mit Colitis ulcerosa (UC) benötigt im Laufe des Lebens mindestens eine Behandlung mit systemischen Kortikosteroiden. Etwa 75 % dieser Patienten benötigen mittelfristig auch immunsuppressive Medikamente, um eine Kolektomie zu vermeiden. Bei diesen Medikamenten besteht ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende und opportunistische Infektionen und Krebs, insbesondere bei älteren Patienten und solchen mit Komorbiditäten, was den Bedarf an neuen und sichereren therapeutischen Alternativen für die Behandlung dieser Patienten unterstreicht.

Die Granulozyten-Monozyten-Apherese (GMA), ein nichtmedikamentöses Verfahren (Medizinprodukt mit CE-Zeichen) zur Behandlung von Colitis ulcerosa (sowie von anderen immunvermittelten Erkrankungen), ist derzeit die einzige Therapie, die gegen Neutrophile, die wichtigsten Triggerzellen im Immunsystem bei Colitis ulcerosa, gerichtet ist. Diese Behandlung umfasst die selektive Entfernung von aktivierten Neutrophilen und Monozyten aus dem Blutstrom, indem das Blut des Patienten durch eine externe Säule geleitet wird. Dadurch wird die Bildung unreifer (nicht aktivierter) Granulozyten und Monozyten im Körper angeregt, um die entfernten Zellen zu ersetzen und die Einwanderung dieser Zellen in Entzündungsbereiche im Kolon zu reduzieren, wodurch wiederum die Entzündungsprozesse im Gewebe verringert werden. Darüber hinaus induziert die Passage durch die Säule die Sezernierung entzündungshemmender Zytokine, wodurch die noch im Rückenmark vorhandenen Entzündungszellen Säule durch unreife Zellen mit entzündungshemmendem Phänotyp ersetzt werden. Apoptotische Neutrophile und Monozyten, die ins Blut zurückgeleitet werden, induzieren ferner die Proliferation entzündungshemmender regulatorischer T- und B-Zellen. Insgesamt findet bei dem Patienten dadurch ein Reset der Immunantwort hin zu einem anti-inflammatorischen Phänotyp statt.

Die Effektivität dieses Verfahrens und das äußerst günstige Sicherheitsprofil wurden in verschiedenen klinischen Settings bestätigt. In Japan wird es daher als Erstlinientherapie eingesetzt. Von der Europäischen Union ist die Behandlung zwar seit den frühen 2000er Jahren zugelassen, jedoch für anderen Anwendungsgebiete.

Anwendung der GMA: Wirkungsmechanismus, Wirksamkeit und praktische Aspekte

Zielsetzung des Artikels „Use of granulocyte/monocytapheresis in ulcerative colitis: a practical review from a European perspective“ (deutsch: Anwendung der Granulozyten-Monozyten-Apherese bei Colitis ulcerosa: eine praxisbezogene Übersicht aus europäischer Sicht) war es, aktuelle klinische Daten zu GMA sowie die Wirksamkeit und die praktischen Aspekten der Anwendung des Verfahrens bei Colitis ulcerosa aus europäischer Sicht in einer Übersicht zusammenzufassen. Der Artikel wurde in der März-Ausgabe des renommierten World Journal of Gastroenterology veröffentlicht. Als eines der wichtigsten Ergebnisse wurde festgestellt, dass GMA eine gut verträgliche Behandlung ist, die von den Patienten hervorragend aufgenommen wird und darüber hinaus die Möglichkeit bietet, die Erkrankung auf der Basis eines speziellen Wirkungsmechanismus, der die Wirkung anderer bei CU zugelassener Medikamente ergänzt, zu behandeln.

„Das Aufkommen biologischer Behandlungen gegen CU ab 2005 führte zunächst zu einem Rückgang des Interesses an der GMA. Allerdings haben diese Medikamente mittelfristig nur begrenzte Wirksamkeit. Die klinischen Remissionsraten nach einem Jahr liegen bei ungefähr 30 % der behandelten Patienten, es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit eines sekundären Verlustes des Ansprechens, und im Falle von Anti-TNFs ist das Sicherheitsprofil suboptimal. All dies hat das Interesse an der GMA sowohl als Notfallbehandlung als auch als Begleittherapie zur Anwendung von Biologika wiederbelebt, da sie das Nebenwirkungensrisiko nicht erhöht“, erklärt Dr. Eugeni Domènech, Leiter der Gastroenterologischen Abteilung am Germans Trias i Pujol Universitätskrankenhaus in Badalona und Hauptautor dieses Updates.

Dr. Domènech bedauert, dass GMA zu einer Notfalltherapie nach Gabe von Anti-TNF-Medikamenten in Europa geworden ist. Er befürwortet GMA als „Alternative bei gefährdeten Patienten (d. h. bei älteren Patienten, Patienten mit schweren Komorbiditäten oder solchen mit einer Krebserkrankung in der aktuellen Anamnese)“. Darüber hinaus eröffnet sie die Möglichkeit, Kombinationsbehandlungen mit einem der derzeit verfügbaren Medikamente einzuleiten, um die kurzfristige Wirksamkeit zu erhöhen.

Für die Zukunft, und in Ermangelung robuster Studien, die dies belegen, lautet seine Prognose, dass GMA „ein starker Kandidat für die präventive Behandlung neuer Schübe bei Risikopatienten sein könnte, ohne das Risiko von Nebenwirkungen der Behandlung zu erhöhen“. Als Mediziner argumentiert er, dass zwar in den letzten zehn Jahren zahlreiche Studien zur Genetik, Genomik (mRNA, MikroRNA), Proteomik und Metabolomik sowie Studien der Darmmikrobiota durchgeführt wurden, um biologische Signalwege oder neue therapeutische Ziele zu identifizieren, die bisherigen Ergebnisse es jedoch noch nicht ermöglichen festzustellen, welche Behandlungen für die einzelnen Patienten zu welchem Zeitpunkt am besten geeignet sind.

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